„Händler ohne Plan verbrennen bei der Internationalisierung Unsummen“, sagt Felix Kühl, Head of Sales bei ChannelAdvisor. Er rät gerade Neulingen im Cross-Border-Commerce zu einer langsamen Gangart. Das spannende Interview mit ihm beim Online-Magazin Etailment haben wir einmal in Auszügen übernommen.
Der Cross-Border Trade verspricht vielen Onlinehändlern und Marken enorme Wachstumschancen. Leider gibt es aber kein Patentrezept für den
Erfolg bei Internationalisierung. Jedes Unternehmen muss für seine Produkte und Prozesse den eigenen, passenden Ansatz finden. Für deutsche Retailer könnte der erste Schritt die Einstellung von Produktangeboten auf internationalen Online-Marktplätzen sein.
Vor allem die Lokalisierung und Übersetzung von Produkt-Content und Verkaufsrichtlinien stellt eine große Herausforderung dar. Daneben gibt es aber auch weitere „Problempunkte“, die je nach Zielmarkt, Produkttyp und vielen Faktoren mehr unterschiedlich ausfallen können.
So etwa die Versandkosten – da muss ein Händler vor allem wissen, wie er den Versand nachverfolgen kann, wie lange die Lieferung der Artikel braucht und ob der Versandanbieter eine Lieferbestätigung anbietet. Den richtigen Dienstleister zu finden, braucht Zeit, die man sich unbedingt nehmen sollte. Fast noch entscheidender dabei sind Rücksendungen: Oft empfiehlt es sich, einen lokalen Versanddienstleister zu beauftragen, der Retouren sammelt und gebündelt an den Händler zurückschickt.
Dann sind da die Steuerangelegenheiten, Regel Nummer Eins lautet: Vor der Expansion auf einem neuen Markt muss klar sein, wo die Steuerschwellenwerte liegen. Händler dürfen nicht vergessen, dass MwSt.-Sätze und -Gesetze sich je nach Land unterscheiden können – und dass mitunter fraglich ist, welche Partei für die Abführung der Steuern verantwortlich ist.
Für eine solide Internationalisierung sollte außerdem recherchiert werden, welche Zahlungsmethoden auf den neuen Zielmärkten bevorzugt werden. Alternativen sind alle Zahlungsvarianten, die nicht über Kredit- und Debitkarten oder per Barzahlung erfolgen. Hierzu zählen beispielsweise E-Wallets und Zahlungen über Mobilgeräte. Wenn Retailer in einer neuen Region nicht auf das dort beliebteste Zahlungstool setzen, grenzen sie möglicherweise ihre eigene Zielgruppe ein.
Felix Kühl kommentiert zusammenfassend: „Wir beobachten oft, dass Händler sich ohne klaren Plan in die internationale Expansion stürzen. Sie investieren Unsummen in eine voll funktionale Website und warten dann darauf, dass der Traffic zunimmt. Dieser Ansatz kostet mit einiger Wahrscheinlichkeit zu viel Zeit und Geld.“
Die Entscheidung, welches Land man bei der internationalen Expansion als erstes in Angriff nimmt, ist auch nicht leicht. Grundsätzlich sind englischsprachige Länder attraktiv, da hier Übersetzungen relativ einfach zu realisieren sind und man möglicherweise schon Englisch sprechendes Personal im Kundenservice hat. Andererseits kann es auch eine gute Strategie sein, nah am Heimatmarkt zu bleiben, also etwa nach Frankreich, Italien oder Spanien zu verkaufen. Dann bleiben die Kosten für Versand und Umtausch im Rahmen.
Quelle:
Etailment