Udo Kraft

Hört auf mit langweiligen Infografiken und überlangen SEO-Textwüsten!

Bis 2008 war die Onlinemarketing-Welt relativ einfach gestrickt. Werbeanzeigen liefen zum Großteil über Google-Adwords, SEO war deutlich einfacher als Heute und die Zahl der werbetreibenden Websites war bedeutend geringer als in 2015. Mit dem Einzug der sozialen Netzwerke und Millionen neuer Blogs

Hört auf mit langweiligen Infografiken und überlangen SEO-Textwüsten!

Die Expertenfalle in der Texthölle

SEO (kurz für Suchmaschinenoptimierung) wurde nach den Updates in der Berechnung der Suchergebnisse seitens Google schon mehrfach für tot erklärt. Trotzdem spielt die Optimierung der eigenen Website auch in 2015 noch eine große Rolle im Onlinemarketing-Mix. Als klar wurde, dass auch ohne tausende Backlinks unter gewissen Suchbegriffen Top-Platzierungen möglich sind, wurden Texte optimiert, neu geschrieben und vor allem eins: verlängert. Damit soll Google die Wichtigkeit der betreffenden Website verdeutlicht werden.

An den Nutzer wird dabei nur beiläufig gedacht. Für das beliebte Blog-CMS Wordpress gibt es dazu sogar Erweiterungen, mit denen solche Textwüsten ein eigenes Inhaltsverzeichnis erhalten. Solche Artikel umfassen schnell zwischen 2.500 und 4000 Wörtern. Für einen Blog- oder Magazinartikel!

Interessanterweise funktioniert das in einigen Fällen sogar sehr gut, ich kenne einige solcher Seiten die hervorragend ranken. Der Besucher erfährt dort neben der eigentlichen Information auch noch allerlei mehr, leider will er das oft aber gar nicht. Der Websitebetreiber will sich mit solchen allumfassenden Texten zum Experten auf seinem Gebiet darstellen, sowohl für Google als auch den Besucher. Der Besucher will das Informationsmedium Internet nutzen um seinen Informationsbedarf zu decken. Und hier kollidiert es dann. Ich bin gespannt wie lange dieses Spielchen noch läuft, Google hat bisher immer die offensichtlichen Methodiken erkannt und den Algorithmus entsprechend angepasst.

Ich kann nur empfehlen den Nutzer im Zentrum der Betrachtung zu belassen. Google kauft keine Produkte oder Dienstleistungen bei euch!

Content-Markting und der Heilsbringer Infografiken

Gerade die große Anzahl Blogs und die Reichweite einzelner Nutzer in sozialen Medien wie Facebook und Twitter bietet seit einigen Jahren die Möglichkeit mit Corporate Inhalten ein breites Publikum zu erreichen. Problem dabei: die Inhalte müssen interessant sein. Mit dieser Floskel („Macht guten Content!“) werden Unternehmen gern abgetan oder zu Zahlungen aufgefordert. Doch was ist eigentlich „guter Content“? Ähnlich wie bei der Bewertung von „guten Nachrichten“ in klassischen Magazinen wird man darauf keine abschließende Antwort finden.

Und weil Menschen trotzdem einfache Antworten suchen wurden Infografiken irgendwann in 2012 zum Heilsbringer im Content-Marketing auserkoren.

Zu Beginn funktionierte das ganz wunderbar, es war neu und vor allem war die Qualität der Grafiken sehr ordentlich. Im Gegensatz zu neuen Technologien im Internet war die technische Anforderung auf ein nutzbares Format beschränkt und damit der Kreis der Anbieter entsprechend groß.

Mittlerweile wird jede noch so uninteressante Information mit Hilfe von „Infografik-Generatoren“ in ein JPG gepresst und über alle erdenklichen Kanäle verteilt. Jedoch sind die Anforderungen an Inhalte seit 2012 gestiegen: Mobile Endgeräte werden noch häufiger genutzt und auf einem klassischen Smartphone verliert man schnell den Überblick auf einer 4000 Pixel langen Infografik.

Zudem bin ich sicher nicht der Einzige, der sich über einen unerwarteten 5 MB Download ärgert, oder doch? Eklatanter Nachteil der Infografiken ist aber der Langeweile-Faktor. Ich erwarte Heute Interaktion und Unterhaltung, wenn ich mich mit einem Thema beschäftigen soll.


Piktochart ist nur eines von vielen Tools, mit der man Infografiken erstellen könnte. Die Frage: Braucht man sie wirklich? (Screenshot: https://magic.piktochart.com) Piktochart ist nur eines von vielen Tools, mit der man Infografiken erstellen könnte. Die Frage: Braucht man sie wirklich? (Screenshot: https://magic.piktochart.com)

Und was nun?

Dinge zu kritisieren ist bekanntlich einfacher als bessere Vorschläge zu unterbreiten. Es gibt viele Möglichkeiten Informationen interessant aufzubereiten, leider kristallisiert sich davon meistens eine als besonders gut heraus und wird dann zur allgemein gültigen Lösung für jedes Projekt.

So sehr ich Infografiken im vorhergehenden Absatz kritisiert habe, so sehr passen sie in manchen Fällen auch perfekt. Es sollte einfach von Projekt zu Projekt entschieden werden. Ich habe in letzter Zeit vermehrt auf Interaktion gesetzt, insbesondere mit Hilfe von Parallax Scrolling Websites. Das bedeutet letztlich nur, dass die Website aus verschiedenen Ebenen besteht, die sich an geeigneter Stelle überdecken. Daraus entsteht beim scrollen der Eindruck einer Animation. Der große Vorteil: man bindet den Nutzer ein (er muss scrollen) und kann an beliebigen Stellen zusätzliche Informationen in Bild-, Text- oder Videoform einbringen. Diese kann der Nutzer dann aufrufen, wenn er es möchte. Obwohl damit bereits in 2013 tolle Websites entstanden sind findet man solche Lösungen gerade in Deutschland eher selten. Dabei ist eine Parallax Scrolling Website bedeutend funktioneller als eine Infografik und kann responsive erstellt werden, was wiederum die Nutzbarkeit auf mobilen Endgeräten einbringt.

Natürlich ist auch das nicht der heilige Gral im Onlinemarketing. Es gibt viele weitere Möglichkeiten wie interaktive Videos auf YouTube oder auch interaktive Infografiken. Und wenn jetzt auch nur ein Leser demnächst von der nächsten 4.000 Worte langen Textwüste absieht, hat sich dieser Artikel bereits gelohnt.

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