Carola Heine
Fünf lokale Kaffee-Bars und ein erfolgreicher VersaCommerce Shop: Annika Taschinski und Thomas Kliefoth aus Hamburg sind auf köstlichen, selbst gerösteten Specialty Coffee spezialisiert.
[Carola Heine] Hallo Thomas, wenn man in Eurem tollen Online-Shop stöbert, kann man die wunderbaren Röstaromen fast schon riechen. Kaffee ist ja auch nicht irgendein Produkt: Kaffee ist ein Lebensgefühl und damit ein wirklich spannendes Thema. Du hast gesagt, Elbgold ist ein Familienunternehmen?
[Thomas Kliefoth] Genau. Annika und ich sind seit 1994 ein Paar und wir haben Elbgold 2004 am Mühlenkamp 6a in Hamburg gegründet, wir haben jetzt 5 Läden und etwa 80 Angestellte. Der perfekte Röstkaffee beschäftigt uns schon sehr lange intensiv, denn sogar schon bevor Annika und ich uns kannten, ging es bei uns beiden immer um Kaffee. Ich zum Beispiel habe sehr früh angefangen, ihn zu trinken – weil ich eine zehn Jahre ältere Schwester habe, die mich immer mitgenommen hat, wenn sie mit meinem Schwager ins Eiscafé gegangen ist, Cappuccino trinken oder im Garten gemütlich frischen Kaffee mit der Stempelkanne brühen.
So kommt es, dass ich schon mit 14 oder 15 angefangen habe, Kaffee zu trinken und ich war dann auch schnell auf dem italienischen Kaffeetrip. So richtig mit eigener Vespa ab 16, mit der ich im Umkreis von Hamburg in netter Begleitung immer dahin gegurkt bin, wo es das beste Eis und den besten Kaffee gibt - denn mit einer Vespa braucht man ja auch immer ein Ausflugsziel, und ich kannte sie bald alle – vorausgesetzt, sie hatten ausgezeichneten Espresso. Ich hatte dann also immer mehr mit dem Thema „italienischer Kaffee“ zu tun. Herdkocher, Espressomaschine, das hat mich alles sehr interessiert.
Irgendwann habe ich dann Annika kennengelernt, die ein Austauschjahr in Amerika absolviert hatte. Dort hat sie das Starbucks-Angebot kennengelernt, das damals in Deutschland noch gar kein bekanntes Thema war. Sie hat im mittleren Westen der Staaten jeden Tag bei Starbucks Kaffee getrunken und kam quasi mit dieser festen Vorstellung von Kaffeekultur und wie die auch mal ganz anders aussehen könnte, zurück nach Deutschland, wo wir uns dann kennenlernten und 1994 ein Paar geworden sind.
Wir haben dann schnell gewusst: Wir würden gerne zusammen selbständig sein, gemeinsam ein Café eröffnen. Das ging dann auch relativ bald los, denn wir hatten uns ja vorher schon mit dem Kaffeethema auseinandergesetzt und wussten: Wir würden gerne etwas in der Art der „Second Wave“ machen.
[Carola Heine] Second Wave? Kannst du uns Branchen-Outsidern bitte erklären, was diese Einordnung bedeutet?
[Thomas Kliefoth] Gerne. Es gibt drei Wellen in der Kaffeebranche bzw. es gab die erste, zweite und dritte Welle – wir sind jetzt im Grunde bereits in der vierten. Annika und ich sind mit unserem Angebot typisch für die Third-Wave-Bewegung. Die erste Welle hat einen amerikanischen Ursprung, du kennst wahrscheinlich diesen Frühstückskaffee in Breakfast-Läden, wo man Eier mit Bacon bestellt und dazu so viel Kaffee trinken kann, wie man will. Die Second Wave, das sind Geschäfte wie Starbucks oder in Deutschland Balzac, World Coffee und so weiter. Third Wave wiederum zeichnet die Rückbesinnung auf qualitativ hochwertige Kaffees aus: Kleinere lokale Ketten und besonders exzellenter Specialty Coffee, dann auch selbst manuell geröstet.
Wir haben hier in Hamburg 2004 mit der kleinen Rösterei im Mühlenkamp gestartet und sind 2010 in die Schanze umgezogen, weil wir mehr Platz brauchten. Geröstet haben wir von Anfang an. Das ist der Ursprung und auch das Ziel von Elbgold: Wir wollten schon immer hochwertigen Röstkaffee herstellen.
[Carola Heine] Drei Wellen vom simplen Begleitkaffee über den „Erlebniskaffee“ hin zum hochwertigen, sorgfältig gerösteten Specialty Coffee also. Aber dabei geht es nicht nur um ausgezeichneten Kaffee, sondern Ihr legt mit allen Elbgold-Shops online und offline auch sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit und Fairtrade.
[Thomas Kliefoth] Qualitativ sehr hochwertige Nachhaltigkeit mit einem Fokus auf Umweltschutz, Fairtrade oder genauer gesagt „Direct Trade“ ist das, was wir machen. Aber ich muss noch weiter ausholen, denn wir wollten zwar ursprünglich damals 1995 oder 1996 so etwas in der Art von Starbucks in Deutschland machen, die Second Wave hierhin holen. Aber wir hatten kein Kapital und haben damals auch keins von der Bank bekommen oder jedenfalls nicht schnell genug – am Ende haben dann andere Leute diese Idee umgesetzt und wir haben weiter studiert, weitergearbeitet und sind in der Weltgeschichte herumgereist. Das Thema Kaffee war aber immer im Gepäck.
Wir haben uns Cafés und Röstereien angeschaut und auch Plantagen besichtigt, mit Produzenten gesprochen. 2003 haben wir dann gesagt: Wir versuchen es noch einmal mit der Shop-Gründung. Man könnte also sagen, wir sind Mitbegründer:innen der Third-Wave-Bewegung in Deutschland - das fing 2004 an und kam dann so ungefähr fünf Jahre später richtig in Schwung. Ich gebe Dir völlig recht, Kaffee ist ein Lebensgefühl und wenn das Thema einen so packt, wird man das auch nie wieder los.
Aber unser Kaffeehandel kam erst ein bisschen später dazu – sozusagen aus einer „Not“ heraus. Erst haben wir uns damit beschäftigt, eine Kaffeebar aufzubauen und herausragend guten Kaffee zu rösten.
Als wir 2004 eröffnet haben, da wollten wir nämlich anfangs nur eine Kaffeerösterei sein und beweisen, dass man auch in Hamburg als Deutsche guten Espresso rösten kann. Damals hieß es ja immer, Espresso kommt aus Italien, Punkt. Wir haben uns aber vorgenommen, eine Kaffee-Marke für Hamburg aufzubauen und haben dann gesagt: Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn, wie das bisher läuft.
Der Kaffee kommt erst hierhin nach Hamburg. Wir sind eine der größten Kaffeestädte der Welt, einer der größten Kaffeehäfen der Welt oder sogar der zweitgrößter nach New York, vor Rotterdam. Hier bei uns werden 850.000 Tonnen Kaffee jährlich umgesetzt. Es ist völliger Irrsinn, dass der Kaffee dann nach Italien gefahren wird. Da wird er geröstet und dann später wieder zurücktransportiert - nur weil die Italiener der Meinung sind, dass sie den besten Espresso rösten. Wir haben uns gesagt, das müssen wir doch auch hinkriegen können.
So fing es an und dann sind wir sehr schnell an den Punkt gekommen zu sagen: "Menschenskinder, das Beste wäre ja, wenn wir den Kaffee direkt importieren. Auch damit wir den Leuten mehr Geld bezahlen können und eine Beziehung mit den Kaffeefarmern aufbauen können.“
[Carola Heine] Das hört sich jetzt zwar einfach an, aber ganz so unkompliziert und übersichtlich kann es ja nicht sein, auf einmal an den bisherigen Importeuren vorbei selbst die Bohnen zu kaufen und zu holen.
[Thomas Kliefoth] Richtig. Wir importieren die grünen Bohnen aus 10 bis 15 unterschiedlichen Ländern und haben damals sofort gelernt: Die kleinste Einheit im Kaffee, die wirtschaftlich Sinn ergibt, ist ein Container. Oder mindestens ein halber Container. Ein Container, das sind 19 Tonnen.
Bei diesen Größenordnungen muss eine Firma wachsen und sich entwickeln, um auch wirklich 300 Säcke von einer Kaffeesorte jährlich zu verkaufen und das hat Elbgold auch geschafft. Unser gesamter Kaffee wird inzwischen direkt gehandelt. Dadurch, dass wir über die entsprechenden Erfahrungen und Kontakte verfügen und den Kaffee direkt importieren, bekommen die Farmer viel mehr Geld für ihre Bohnen: Meist ein Mehrfaches des Weltmarktpreises für den Kaffee in diesen Qualitäten. So profitieren alle vom Direct Trade ohne Importeure. Wir bauen gute Beziehungen auf zu den Kaffeefarmen, kennen alle persönlich, entlohnen fair und erhalten im Gegenzug diese wahnsinnig hochwertige Qualität.
[Carola Heine] Ihr importiert also euren gesamten Kaffee selbst und betreibt schon lange erfolgreich gleich mehrere Kaffee-Bars mit Ladengeschäft in Hamburg. Wann habt Ihr denn begriffen, dass Ihr einen Onlineshop haben wollt oder braucht?
[Thomas Kliefoth] Früh, schon 2007. Wir haben relativ früh mit einem Shop angefangen - hatten damals einen Shop von unserem Hosting-Provider, der hat zwar irgendwie halbwegs funktioniert, war aber recht ätzend in der Handhabung. Den habe ich damals zurechtgewurschtelt und er lief relativ lange, bis wir dann zu VersaCommerce gewechselt sind.
[Carola Heine] Wann war das denn etwa und was war der konkrete Auslöser?
[Thomas Kliefoth] Entweder 2016 oder 2017, ich weiß es gerade gar nicht so genau. Der Auslöser war, dass wir eine bessere Lösung wollten, so richtig gut ist es ja nicht gelaufen mit dem alten System. Wir hatten uns relativ ausführlich die verschiedenen Lösungen für Shops angeschaut und ich wollte es einfach halten, weil es natürlich auch sehr, sehr viel Geld kosten kann, einen Online-Shop zu betreiben.
Unsere Anforderungen waren nicht verhandelbar: Wir wollten den Shop nicht mehr selbst hosten, wir wollten eine rechtssichere Lösung, wir hatten drei Mehrwertsteuersätze im Shop und brauchten die entsprechende Lösung. Denn bei Gutscheinen ist die Mehrwertsteuer zuerst null Prozent und wird dann erst beim Einlösen des Gutscheins abgerechnet. Wir wollten selbst Dinge umsetzen können, aber nicht das Hosting übernehmen müssen und wir wollten eine hochwertige, deutsche und rechtssichere stabile Lösung und einen erfolgreicheren Shop als vorher - und das hat auch alles wunderbar funktioniert.
[Carola Heine] Das ist schön zu hören. Kann man in Eurem Shop alles kaufen, was man auch im Laden erwerben kann, oder nur ausgewählte Produkte?
[Thomas Kliefoth] Alle Kaffeesorten. Man kann alle unsere Kaffees bestellen, auch sofort jede neue Sorte, sobald sie eintrifft. Weil Elbgold ein Brandshop ist, gibt es auch ausgewählt schönes Zubehör im Online-Shop.
[Carola Heine] Man merkt eurem Shop an, dass das euer Thema ist, wirklich bis ins kleinste Detail. Die erfolgreichsten Shops laufen auf Herzblut und Kaffee und ich freue mich, dass VersaCommerce euch so gut gefällt. Wie war es denn in der Krise mit dem Online-Shop?
[Thomas Kliefoth] Großartig. Uns hat der Shop in der Pandemie sehr geholfen. Wir hatten richtig hohe Zuwächse, haben sofort wahnsinnig viel Kaffee verkauft, als die Läden zumachen mussten. Der Umsatzzuwachs ist uns auch größtenteils erhalten geblieben, es läuft wirklich richtig gut.
[Carola Heine] Das klingt gut. Was habt Ihr denn als Nächstes mit Elbgold vor?
[Thomas Kliefoth] Wir haben jetzt durch die Corona-Krise gelernt, dass das Online-Geschäft doch sehr wichtig ist und wollen in dieser Hinsicht noch weiter wachsen, mehr Umsätze generieren. Der Shop hat uns in der Krise wirklich geholfen, ohne wäre alles noch deutlich brenzliger geworden. Die beste Kombination ist sowieso, wenn man sein Geschäft auf mehrere Standbeine stellt und für uns als kleinen Brandshop ist es toll, wenn die Leute mehr bei kleinen und exklusiven Marken einkaufen als vorher.
Man muss auch online spüren, dass die Menschen persönlich beraten werden von jemandem, der sich auskennt. Elbgold ist ja nicht irgendein Shop mit einem riesigen beliebigen Sortiment, sondern ein Fachgeschäft für exzellenten selbst gerösteten Specialty Coffee. Das wollen wir zukünftig mit unserem Online-Shop noch deutlicher zeigen.
[Carola Heine] Vielen Dank für das spannende Interview und weiter ganz viel Erfolg!