Udo Kraft

Fördermittel für deinen Online-Shop

Staatliche Fördermittel können bei der Gründung oder dem Ausbau eines Online-Shops deine Liquidität sichern. Wir haben für euch recherchiert, wie ihr an diese Mittel kommt

Fördermittel für deinen Online-Shop

Das Szenario ist bekannt: Du möchtest für deine coolen Produkte einen Online-Shop gründen oder deinen bestehenden Webshop ausbauen, um die erfreulich große Nachfrage technisch bewältigen zu können, aber dir fehlt die Liquidität für die erforderlichen Investitionen. Das ist keine Schande, da der Investitionsbedarf durchaus im fünf- oder sechsstelligen Eurobereich liegen kann. Das sind für Gründungen oder junge Start-ups Summen, die in Eigenregie nur schwer oder gar nicht zu stemmen sind.

Eine mögliche Lösung sind staatliche Fördermittel zur Deckung des Investitionsbedarfs. Wir haben für euch mit Manuela Mohr von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gesprochen, um einmal auszuleuchten, was es mit staatlichen Fördermitteln auf sich hat, wer der Ansprechpartner für Fördergeld ist und welche Voraussetzungen zu erfüllen sind. Manuela Mohr ist Referentin im Vertrieb der KfW.


Vorab sei schon einmal gesagt, dass einem soliden Businessplan mit einem nachvollziehbaren Zahlenwerk zum künftigen Umsatzpotenzial bei der Beantragung von Fördermitteln eine zentrale Rolle zukommt. Ganz so unwichtig ist der Businessplan zumindest in diesem Kontext also doch nicht.

1. Welche Projekte – wir sind ja ein Blog zum E-Commerce – sind grundsätzlich förderfähig?

Manuela Mohr: Bei der Betrachtung der Förderfähigkeit spielt die Branche im Grundsatz erst einmal keine Rolle. Ein Online-Shop ist daher also grundsätzlich ebenso förderfähig wie jede Gründung oder Geschäftserweiterung in anderen Branchen.

2. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine staatliche Förderung?

Manuela Mohr: Das entscheidende Kriterium für die Förderfähigkeit einer Gründung oder Geschäftserweiterung ist die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells. Das bedeutet, dass in einem Businessplan inklusive einer Liquiditäts- und Rentabilitätsvorschau dargelegt werden muss, dass die Geschäftsidee Erfolg versprechend ist und in einem überschaubaren Zeitraum Profitabilität verspricht.

3. Welche Arten der staatlichen Förderung gibt es für Online-Händler?

Manuela Mohr: Fördermittel der KfW sind grundsätzlich rückzahlbare Kredite mit außergewöhnlich günstigen Zinssätzen. Das gilt für Online-Händler ebenso wie für Unternehmer aller anderen Branchen. Bei Gründungskrediten wie beispielsweise dem „ERP-Gründerkredit Startgeld“ können auch bis zu 30 Prozent der Darlehenssumme für laufende betriebliche Kosten verwendet werden. Das trägt in einer oft schwierigen Anfangsphase einer Gründung dazu bei, dass die Liquidität des Gründers sicher gestellt bleibt, ohne teure Überziehungskredite bei der Hausbank in Anspruch nehmen zu müssen. Mindestens 70 Prozent der Darlehenssumme muss für Investitionen, also zum Beispiel die Shop-Infrastruktur eingesetzt werden.

4. Richten sich die bestehenden Förderprogramme ausschließlich an Existenzgründer oder auch an bereits bestehende Unternehmen?

Manuela Mohr: Die Förderprogramme der KfW richten sich sowohl an Gründer als auch an Unternehmen, die bereits am Markt sind und Investitionsmittel für ihr Wachstum benötigen. Für Wachstumskredite sollten die Unternehmen in der Regel seit mindestens zwei Jahren am Markt aktiv sein.

Gründungskredite müssen übrigens nicht zwingend vor oder bei Geschäftsgründung beantragt werden, sondern können durchaus zum Beispiel auch nach sechs oder zwölf Monaten in Anspruch genommen werden. Das gibt Gründern die Möglichkeit, die Tragfähigkeit des eigenen Geschäftsmodells zunächst einmal in der Praxis zu testen und auch ein klareres Bild über den eigenen Darlehensbedarfs zu gewinnen.

5. An welche Adressen sollten sich Interessenten wenden?

Manuela Mohr: Ansprechpartner für eine KfW-Förderung ist immer die eigene Hausbank. Eine Antragstellung direkt bei der KfW ist nicht vorgesehen. Die Hausbank berät bei der Antragstellung und beurteilt sozusagen in erster Instanz auch die Tragfähigkeit des Geschäftsvorhabens und leitet diesen mit ihrem Votum an die KfW weiter. Die KfW prüft den Antrag dann noch einmal abschließend, orientiert sich in der Regel aber am Urteil der Hausbank. Der Hauptgrund für dieses Verfahren ist, dass die Hausbank den Unternehmer oder Gründer in den allermeisten Fällen besser kennt und beurteilen kann als dies bei der KfW der Fall ist.

6. Welche Vorbereitungen sollten Interessenten treffen, bevor sie sich an eine der genannten Stellen wenden?

Manuela Mohr: Die Entscheidung über eine KfW-Förderung steht und fällt mit einem soliden Businessplan und einer glaubhaften und begründeten Liquiditäts- und Rentabilitätsvorschau für die kommenden drei Jahre. Diese sollte jeder Antragsteller sorgfältig ausgearbeitet haben, bevor er zu seiner Hausbank geht. Wie bereits erwähnt können die Experten bei den Hausbanken den Antragsteller dann noch weiter fachlich beraten, was sie in aller Regel auch tun. Aber die grundlegenden Hausaufgaben sollte jeder Antragsteller erledigt haben, bevor er seine Hausbank konsultiert. Das demonstriert auch die Ernsthaftigkeit und damit letztlich die Förderfähigkeit eines Geschäftsvorhabens.

7. Wie kann die staatliche Förderung konkret monetär aussehen?

Manuela Mohr: Das ist sehr unterschiedlich. Der mögliche Kreditrahmen für ein Startgeld aus dem ERP-Gründerkredit beträgt bis zu 100.000 Euro. Diese Fördermittel sind mit einem festen Effektivzins von aktuell 2,63 Prozent bei einer Laufzeit von zehn Jahren versehen. Das ist ein sehr attraktiver Zinssatz.

Bei den Wachstumsdarlehen an bestehende Unternehmen, die durchaus auch höhere Summen betragen können, wird der Zinssatz in einer Art Ratingverfahren unter Berücksichtigung des Ausfallrisikos festgelegt. Allgemein kann man jedoch mit gutem Gewissen behaupten, dass die Zinssätze der KfW-Darlehen im Vergleich zum privaten Kapitalmarkt grundsätzlich sehr attraktiv sind.

8. Wie sind die Erfahrungswerte mit den bestehenden Förderprogrammen?

Manuela Mohr: Die Bilanz ist recht erfreulich. Wir können sagen, dass nach fünf Jahren lediglich rund 30 Prozent der von der KfW geförderten Unternehmen nicht mehr am Markt sind. Bei dieser Zahl ist allerdings auch noch zu beachten, dass nicht 30 Prozent der Unternehmungen im wirtschaftlichen Sinne scheitern. Ein Teil dieser Projekte wird auch sozusagen geordnet beendet, etwa weil ein Gründer, der aus der Arbeitslosigkeit gegründet hat, seine Selbständigkeit freiwillig wieder aufgegeben hat, um in ein Angestelltenverhältnis zurückzukehren.

Wir sehen also bei den von uns geförderten Unternehmen eine recht erfreuliche Erfolgsquote. Das liegt ganz sicher auch daran, dass wir wie beschrieben nur solche Unternehmen fördern, sei es in der Gründung oder beim Wachstum, die einen soliden und durchdachten Businessplan mit nachvollziehbaren Erfolgsaussichten vorlegen.

Frau Mohr, haben Sie herzlichen Dank für dieses Interview.

Fazit: Ihr seht also, dass es durchaus kein Hexenwerk ist, an staatliche Fördermittel für eure Unternehmensgründung oder den Ausbau eures Geschäftes zu gelangen. Trotz Niedrigzinsphase sind diese eine finanziell attraktive Alternative zu einem handelsüblichen Darlehen bei einem Kreditinstitut der privaten Wirtschaft. Es lohnt sich also, bei Investitionsbedarf in eurem Business, diese Variante zumindest einmal zu prüfen.

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