Udo Kraft
Wer einen Fulltime-Job hat, kann doch nicht auch noch nebenbei ein eigenes E-Commerce-Business aufbauen, oder? Wir zeigen dir wie du das schaffst und was du beachten musst. Aus Leidenschaft wird E-Business
Marco träumt schon lange von seinem eigenen kleinen Laden. Er hätte gern einen Shop, in dem er alles anbietet, was mit Cocktails zu tun hat. Marco ist auf seinem Gebiet ein Zauberer, entwickelt selbst Cocktails (übrigens auch ohne Alkohol), kennt die Geheimnisse des Themas und ist zudem ein begnadeter Handwerker, der selbst Zubehör wie Cocktail-Gläser, Messbecher, Barlöffel, Shaker und vieles mehr herstellen kann.
Schon oft hat Marco von Freunden und Bekannten diesen Satz gehört: „Mensch, damit musst Du was machen, das ist ein geniales Geschäftsmodell!“ Sogar ein Name wurde ihm schon von einem guten Freund nahegelegt: cocktailwerkstatt.com.
Als Marco das hört, ist er zwar spontan begeistert – zieht sich dann aber gleich wieder hinter einem "Ich hab' doch schon einen Job. Da kann ich mich doch nicht noch zusätzlich selbstständig machen." zurück. Dabei muss man es nur richtig angehen: Als Nebenjob.
Betrachte deinen Hauptjob nicht als Hindernis, sondern als Sicherheitspolster. Als hauptberuflicher Unternehmer bist du auf Umsätze angewiesen, bedeutet einen erheblich Druck. Wenn du mit deinem Shop erst einmal nebenberuflich beginnst, bist du diesen Druck los. Natürlich wirst du nicht von heute auf morgen ein hauptberuflicher Unternehmer werden können: Aber das ist auch gar nicht nötig.
Wie viel Zeit kannst Du neben Deinem Hauptberuf in deinen Shop investieren? Eine Stunde pro Tag? Zwei? Oder sogar vier Stunden? Setze dich mit deiner Zeiteinteilung genau auseinander und plane dementsprechend. Natürlich wäre es schön, wenn dein Shop innerhalb einer Woche stehen (und laufen) würde. Aber das ist nicht realistisch. Mach also lieber kleine Schritte, die Sinn machen, als große, die dich ins Chaos befördern.
E-Commerce bedeutet in der Regel: umfangreiche Shops zu installieren, konfigurieren und zu bedienen. Das kann eine komplexe Aufgabenstellung sein, die leicht zu Überforderung führt.
Überlege dir erst einmal, was besonders wichtig ist und worauf du zunächst verzichten kannst. Nach und nach kannst du deinen Shop vergrößern, erweitern und dein Angebot ausbauen.
Die Tatsache, dass du deinen Shop zunächst nebenberuflich betreibst, bedeutet auch, dass du dir die finanziellen und zeitlichen Ressourcen genau einteilen musst. Das ist nicht ohne und kostet manchmal ganz schön Überwindung. Ratsam kann es sein, nicht immer alles nach dem offiziellen Feierabend zu erledigen. Wenn du morgens ein bisschen früher aufstehst, kannst du einiges noch mit der Energie des „frühen Vogels“ erledigen.
Die Kosten für den eigenen SaaS-Shop halten sich erst einmal in Grenzen, komplett wegdiskutieren kann man sie aber nicht. Überlege dir genau, an welcher Stelle du Geld investieren willst. Und unterschätze nicht die Wichtigkeit eines Impressums oder Allgemeiner Geschäftsbedingungen. Unter Umständen brauchst du dabei etwas juristische Hilfe, denn dein Geschäft muss in jedem Fall rechtlich wasserdicht sein.
Vieles, was mit deiner Geschäftsidee zusammenhängt, muss nur einmal erledigt werden. Daher ist es ratsam, sich zu überlegen, was du automatisieren kannst. Verschiedene Anwendungen wie „Hootsuite“ oder „Buffer“ können dir helfen, Social-Media-Posts oder Tweets zu verwalten. Gleiches gilt für deine E-Mail-Planung. Hier kannst du von „Customer.io“, „Mailchimp“ oder „Letter.MX“ wertvolle Hilfe erwarten.
Und noch ein ganz „un-automatisierter“ Tipp zum Schluss. Leg dir so schnell wie möglich einen FAQ-Bereich an. Du wirst schnell feststellen, dass es Fragen gibt, die immer wieder gestellt werden. Es kostet dich unnötig viel Zeit, wenn du diese Fragen jedes Mal individuell beantwortest. Du schonst dein E-Mail-Fach und dein Nervenkostüm, wenn du hier ein wenig in Vorarbeit investierst.