Dr. Katja Flinzner

Payment ohne Grenzen: 6 Fragen an Payment Professional Ralf Ohlhausen

Der Payment-Spezialist PPRO hat Anfang des Jahres in einer Studie untersucht, wie international deutsche Online-Händler in Sachen Payment aufgestellt sind. Wir haben uns mit PPRO-Chief Strategy Officer Ralf Ohlhausen über die Studienergebnisse unterhalten und ihn nach seinen wichtigsten Tipps für

Payment ohne Grenzen: 6 Fragen an Payment Professional Ralf Ohlhausen

Internationalisierung ist eines der Trendthemen im E-Commerce – immer mehr Shops wagen den Sprung ins Ausland. Dass man für einen international funktionierenden Online-Shop mehr als „nur“ Übersetzungen braucht, ist klar. Dennoch ist gerade bei Kernthemen, wie etwa dem Payment, die Unsicherheit groß. Was ist die beste Methode, um Zahlungen über Ländergrenzen hinweg abzuwickeln? Und worauf muss man dabei als Shopbetreiber achten?

Sie haben eine Studie zum Payment im internationalen E-Commerce in Auftrag gegeben. Wie international sind denn die deutschen Online-Händler?

Ein bedeutender Anteil der Online-Händler in Deutschland ist schon stark international ausgerichtet, denn aktuell wird im Schnitt jede fünfte Transaktion in einem deutschen Online-Shop durch einen Kunden aus dem Ausland getätigt. Bei neun Prozent der Händler stammen sogar über 30 Prozent der Transaktionen von internationalen Käufern. 43 Prozent haben das Potenzial des grenzübergreifenden E-Commerce bereits für sich erkannt und äußern ein hohes bis sehr hohes Interesse daran, internationale Kunden anzusprechen.

Dagegen stehen jedoch noch 57 Prozent der Händler, die angeben, dass sie nicht an internationaler Kundschaft interessiert sind und ihren Fokus auf nationale Konsumenten legen. Entwicklungen anderer Länder, wie zum Beispiel China, zeigen, dass der Trend klar hin zur Internationalisierung geht, denn die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Geschäfts wird dort stark durch die Fähigkeit zur Erhöhung der eigenen Reichweite durch die Erschließung neuer Märkte – beispielsweise im Ausland – bestimmt.

Ralf Ohlhausen | PPRO Ralf Ohlhausen ist Chief Strategy Officer von PPRO - einer Schnittstelle zwischen Payment Service Providern auf der einen und den eigentlichen Zahlungsarten, wie etwa Kreditkartenanbietern oder E-Wallet-Diensten, auf der anderen Seite (Foto: PPRO)

Viele deutsche Händler sind also noch zurückhaltend, vor allem – wie Ihre Studie zeigt – beim Thema länderspezifische Zahlungsweisen. Woran liegt das?

Internationales Bezahlen stellt die Händler vor zusätzliche Herausforderungen, denn der im Web-Shop angebotene Zahlartenmix muss individuell, also länderspezifisch auf die Zielgruppe zugeschnitten werden. Es sind vor allem die lizenzrechtlichen Vorschriften in den jeweiligen Ländern, die es bei der Bezahlung zu beachten gilt, sowie Kosten und Aufwand für das Annehmen der Gelder (Collection) und deren Verarbeitung (Processing). Diese beiden Aspekte nennen jeweils zwei Drittel der Händler (65 Prozent) als Hindernis. Auch komplexe steuerliche und sonstige rechtliche Aspekte betrachten 63 Prozent als Hürde. 59 Prozent der Shop-Betreiber empfinden zudem die Gebühren der Zahlverfahren als zu hoch, und gut die Hälfte (52 Prozent) ist sich unsicher bei der Auswahl der richtigen Zahlarten.

Wenn Händler die Top 3 Zahlarten eines Landes abdecken, in dem sie aktiv verkaufen wollen, erfüllen sie die meisten Käuferwünsche. Eine noch bessere Quote lässt sich erreichen, wenn die fünf bis sechs beliebtesten lokalen Zahlarten im Online-Shop angeboten werden. Weitere Tuning-Möglichkeiten ergeben sich durch die genauere Analyse der Bezahlvorlieben bestimmter Zielgruppen oder Branchen – die Sichtung von Konkurrenz-Angeboten im jeweiligen Land kann hier hilfreich sein. Wichtig ist auch, dass nicht jede Zahlart für jede Branche sinnvoll ist. So wird ein Browser-Game kaum per SEPA-Lastschrift verkauft werden, da der Kunde es sofort sein Eigen nennen will; ein Sofa wird per Vorkasse eher wenig Abnehmer finden, da der Verbraucher es erst einmal auf etwaige Mängel hin überprüfen möchte.

Wo sollten Shopbetreiber Ihrer Meinung nach als erstes ansetzen, um auch ihr Payment zu internationalisieren?

In Erfahrung zu bringen, welche Zahlverfahren sich am besten für bestimmte Märkte und Zielgruppen eignen, bedeutet durchaus einen gewissen Aufwand und bedarf einiger Erfahrung. Daher arbeiten Online-Händler in der Regel mit Payment-Dienstleistern, sogenannten PSP (Payment Service Provider) zusammen. Diese sollten nicht nur über ein möglichst breites Portfolio an Zahlarten, sondern auch über entsprechendes Know-how im Hinblick auf internationale Märkte verfügen. Dabei sind neben der rein technischen Anbindung und Transaktionsleistung Erfahrung, eine sinnvolle Auswahl an Zahlarten und ein umfassendes Leistungsportfolio mit Zusatzservices im Zweifelsfall wichtiger als die größte Menge an Zahloptionen und die günstigste Gebührenstruktur. Online-Händler, die ihr Geschäft erfolgreich international betreiben wollen, sind gut beraten, ihren Partner für den Bereich Payment sorgfältig auszuwählen. Denn am Ende liegt hier ein wichtiger Schlüssel, um die Reichweite zu steigern und die Konversionsrate zu erhöhen.

Wir raten Online-Händlern, sich im Vorfeld der Suche nach einem passenden Payment-Dienstleister folgende Fragen zu stellen:

  • In welchen Märkten ist der Shop präsent bzw. soll es in Zukunft sein?
  • Welche Zielgruppen stehen im Fokus?
  • Welche passenden Payment-Partner gibt es für diese Märkte?

Und diese Fragen sollte ein potenzieller Payment-Dienstleister beantworten können:

  • Welche Zahlungspräferenzen haben die spezifischen Zielgruppen?
  • Welche Zahlarten werden in den einzelnen Zielmärkten präferiert?
  • Wie sieht das Produktportfolio des Dienstleisters aus? Das heißt, werden die gewünschten Zahlarten und weitere notwendige Zusatzdienstleistungen (z.B. Acquiring- und Inkasso-Dienste) angeboten?
  • Über welche Lizenzen und Zertifizierungen verfügt der Partner?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Zahlungen für Kunden aus dem Ausland zu ermöglichen – zum Beispiel anhand von international funktionierenden Payment-Methoden wie PayPal oder Kreditkarten. Warum sind länderspezifische Zahlungsmöglichkeiten trotzdem so wichtig?

Händler, die auf der Bezahlseite internationaler Online-Shops alle Kunden über einen Kamm scheren, verschenken bares Geld. Denn das Fehlen der gewünschten Zahlart im Online-Shop ist für fast die Hälfte der Befragten (48,7 Prozent) ein Grund, den Einkauf abzubrechen.

Während die Kreditkarte zwar weltweit gesehen beim Online-Bezahlen dominiert, ist sie in Europa – mit vereinzelten Ausnahmen – und speziell in Deutschland bei weitem nicht das beliebteste Zahlungsmittel im Internet. Deutsche stehen auf klassische Rechnungen und Lastschriften, die Finnen auf Direktüberweisungen, Schweden nutzen bevorzugt elektronische Zahlungswege, und in den Niederlanden werden zwei von drei Online-Rechnungen mit dem iDEAL-Bezahlsystem beglichen. In Italien wird traditionell immer noch gerne bar bezahlt, weil es als einfacher und unkomplizierter gilt und zudem kostengünstiger ist.

Alternative Zahlarten sind in China der Schlüssel zum Erfolg: Derzeit machen alternative e-Payments wie beispielsweise Alipay beinahe die Hälfte aller Online-Kaufabschlüsse aus. Und um ein letztes Beispiel zu nennen: Was das mobile Bezahlen angeht, hat Kenia die Nase vorn, da die meisten Menschen dort zwar kein Bankkonto, aber ein Handy oder Smartphone haben. Aus diesem Grund konnten sich mobile Bezahlweisen schnell entwickeln und ausbreiten.

Das Wissen um solch kulturelle Besonderheiten ist ausschlaggebend für den Geschäftserfolg auf internationalem Parkett.

Manche Payment-Möglichkeiten, die in Deutschland sehr weit verbreitet sind, wie etwa Lastschrift, sind in anderen Ländern nahezu unbekannt. Halten Sie es für sinnvoll, solche für den dortigen Kunden „exotischen“ Payment-Lösungen dennoch anzubieten?

Es kommt natürlich darauf an, ob die Zahlart in anderen Ländern auch verfügbar ist. Viele Zahlarten sind wirklich nur lokal zugänglich (wie zum Beispiel giropay in Deutschland oder eps in Österreich und Przelewy24 in Polen). Andere alternative Zahlarten wie SafetyPay oder TrustPay sind zwar in Deutschland kaum bekannt, aber in über 30 Ländern weltweit aktiv.

Die SEPA-Lastschrift wird derzeit von 34 Mitgliedsstaaten unterstützt, Tendenz steigend. So werden Ende 2016 auch Großbritannien und weitere Nicht-Euro-Länder Teil des SEPA-Raums werden. Unseres Erachtens sollten also Webshop-Betreiber, die derzeit in SEPA-Länder verkaufen, diese Zahlart auch unbedingt anbieten, ab Ende 2016 dann umso mehr.

Im Payment-Bereich ist derzeit viel in Bewegung, neue Systeme etwa von Google oder Apple stürzen sich auf den Markt. Wie wird der Markt sich Ihrer Einschätzung nach entwickeln?

Ich glaube, dass die Veränderung im Payment-Markt gerade erst begonnen hat. Meine Einschätzungen für die Trends der nächsten Monate beziehen sich vor allem auf Mobile Payments, E-Geld-Konten und Biometrie.

Beim Mobile Payment haben wir in diesem Jahr – weniger in Deutschland als vielmehr international - einen großen Schub gesehen. Bezahldienste wie Apple Pay, Samsung Pay und Google Pay mischen derzeit den Handel auf, und angekurbelt durch Apple Pay ist auch in Deutschland die Branche aktiver geworden, was neue mobile Bezahlmethoden angeht. Händler müssen damit rechnen, dass Kunden die neuen mobilen Bezahlmethoden schnell annehmen. Deshalb gilt es, sich auf die Payment-Wünsche der Kunden vorzubereiten und die eigene Infrastruktur entsprechend anzupassen.

E-Geld-Konten werden immer beliebter werden und viele Kunden weltweit hinzugewinnen, denn sie vereinen die Vorzüge eines herkömmlichen Bankkontos mit besserem Datenschutz, geringeren Gebühren, schnelleren Reaktionen und effizienteren Verbraucherschnittstellen. Vor allem bei E-Geld-Konten mit verknüpften Prepaid-Karten erwarte ich einen Aufschwung, da Kunden so mehr Kontrolle über ihre Ausgaben haben. Kunden verwalten ihr Vermögen zunehmend online, der persönliche Kontakt hinein in die Bankniederlassungen wird dagegen unwichtiger.

Laut einem aktuellen Bericht von Goode Intelligence ist davon auszugehen, dass bis 2020 Transaktionen im Wert von mehr als 5,6 Billionen US-Dollar durch biometrische Authentifizierungsverfahren geschützt werden. Die Technologien, die derzeit umgesetzt werden, unterstützen diese Prognose: Gerade im letzten Monat hat die Barclays-Bank ein biometrisches Lesegerät für ihren „Banking Hub“ umgesetzt. Dabei wird mittels Infrarot der Blutdruck im Finger des Anwenders gemessen, was nachgewiesenermaßen ein sichereres Verfahren als ein Fingerabdruck ist. Aber auch die Stimmerkennung ist als Passwort-Ersatz denkbar und wird bereits getestet.

Vielen Dank für das Interview!

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