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Ihr Heulsusen: Nicht alles am E-Commerce ist schlecht

Die öffentlichen Diskussionen zum E-Commerce erinnern bisweilen an das McDonalds-Paradoxon: Viele äußern sich abfällig über den Burger-Brater. Dennoch verschwinden jährlich zig Millionen der Hackfleischbrötchen des Fast-Food-Giganten allein in deutschen Mündern

Ihr Heulsusen: Nicht alles am E-Commerce ist schlecht

Der Online-Handel scheint hierzulande, obwohl einer der am dynamischsten wachsenden Wirtschaftszweige, ein ähnliches Imageproblem zu haben. Online-Händler-Bashing ist augenscheinlich schlicht angesagt. Zugegeben, die jüngste Kritik an falschen Warenverfügbarkeitsangaben ist berechtigt. Hier wurden Verbraucher von Webhändlern bewusst getäuscht, um zusätzliche Kaufanreize zu schaffen.

Das ist nicht in Ordnung.

Zur Wahrheit gehört aber ebenso: So genannte psychologische und andere Kaufanreize sind auch im stationären Handel gang und gäbe. Teure Produkte befinden sich auf Augenhöhe in den Regalen. Um günstigere Artikel zu erreichen, braucht es schon eine veritable Kniebeuge. An der Kasse wartet dann noch der Quengelstand mit bunt verpackten Süßigkeiten auf Augen- und Griffhöhe der lieben Kleinen. Und das sind nur zwei der offensichtlichsten Maßnahmen.

Häufig ist die Kritik am digitalen Handel und dessen Akteuren erstaunlich undifferenziert und überzogen, ja, bisweilen sogar naiv. Da werden schwankende Preise im Online-Handel (Dynamic Pricing) lautstark als Abzocke angeprangert.

Bei starker Nachfrage nach einem Produkt würden die Preise oft in die Höhe gehen. Ach, wirklich?! Ist das nicht eine Grundregel der Marktwirtschaft? Angebot und Nachfrage – schon einmal gehört? Jeder Kaufmann weiß: Liegt ein Artikel wie Blei in den Regalen, muss er den Preis senken. Verkauft sich ein Artikel gut, kann er versuchen, seinen Gewinn durch einen höheren Preis zu steigern. Das ist gängige Praxis im stationären wie im digitalen Handel gleichermaßen. Die Prügel dafür beziehen indes die Online-Händler.

Was unglaublich klingt, hat seine Ursache in dem zum Beispiel von Amazon verwendeten Algorythmus "Dynamic Pricing". (Foto: adisa / fotolia.com)

Was unglaublich klingt, hat seine Ursache in dem zum Beispiel von Amazon verwendeten Algorythmus "Dynamic Pricing". (Foto: adisa / fotolia.com)

Clevere Verbraucher können das Dynamic Pricing wegen der maximalen Preistransparenz im Netz übrigens für sich nutzen. Diese Chance haben sie im stationären Handel kaum. Damit wären wir auch schon beim nächsten Thema: Dem Volkssport „Schnäppchenjagd“ (vor einigen Jahren „Geiz ist geil“) und dessen Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette. Vor diesen verschließen viele gerne die Augen. 500 Gramm Putensteak für Euro 2,39 beim Discounter sind ok, Massentierhaltung ist natürlich abscheulich! Das ist heuchlerisch.

Eine Parallele im Online-Handel ist die öffentliche Empörung über Arbeitsbedingungen in so manchem Logistikzentrum bei gleichzeitig maximaler Preisorientierung: Ein Produkt wird fast immer dort gekauft, wo der Preis am niedrigsten ist. Der Kostendruck, der durch dieses zweifelsfrei legitime Einkaufsverhalten auf Online-Händler entsteht, wird geflissentlich ausgeblendet. Die Folgen zum Beispiel für die Logistik gleichzeitig lautstark zu beklagen, ist schlicht scheinheilig.

Apropos Logistikzentren: Hier hat der boomende Online-Handel mehrere Zehntausend Arbeitsplätze geschaffen, was ruhig auch einmal erwähnt werden darf. Natürlich sind dies Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich für Beschäftigte mit vergleichsweise geringerer Qualifikation. Allerdings ist das exakt der Bereich, der noch vor gut einem Jahrzehnt für Arbeitsmarktstrategen unter dem Titel Sockelarbeitslosigkeit ein schier unlösbares Problem darstellte. Hier hat der E-Commerce einen lobenswerten Beitrag geleistet – nur sagt dies niemand.

Die Liste könnte fortgesetzt werden, worauf aber verzichtet wird, um mit einem Appell zu schließen: Maßvolle und ausgewogene Kritik am Online-Handel ist, dort, wo sie berechtigt ist, willkommen. Allerdings ist es absolut nicht ehrenrührig, an geeigneter Stelle auch einmal eine Lanze für den E-Commerce und seine vielen Tausend Beschäftigten zu brechen. Traut euch!

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